100 Jahre – und so jung wie eh und je

Am Valentinstag feierten 196 Personen das 100-jährige Bestehen des Frauenvereins Hergiswil. Heute - wie vor 100 Jahren - haben Frauen ihre Zeit und Energie kostenlos zur Verfügung gestellt, um andere Frauen zu fördern und zu unterstützen.

Peter Helfenstein

Nicht umsonst erstrahlt das diesjährige Jahresprogramm des Frauenvereins golden, denn schliesslich besteht der Verein seit 100 Jahren. Eine Goldmedaille verdienen auch die zahlreichen Vorstandsmitglieder, welche das Vereinsschiff in den letzten 100 Jahren gesteuert haben.

Das Sagen hatte der Herr Pfarrer
Rita Krummenacher, Daniela Bättig, Brigitte Kneubühler und Edith Spiess haben in alten Akten des Frauenvereins gewühlt und erzählten den Versammelten Spannendes, Interessantes und aus heutiger Sicht Fragwürdiges.
Gegründet wurde der Verein 1919 von Pfarrer Paul Purtschert. In den Statuten von 1919 steht, dass sich in der Pfarrei ein christlicher Mütterverein, der sich unter den Schutz der Gottesmutter Maria mit dem bestehenden Marienverein (ledige Frauen) bildete. Wichtig waren in den ersten Jahren die zahlreichen Versammlungen, bei denen meist von Priestern Vorträge zu bestimmten Themen gehalten wurden, wie zum Beispiel «Der Feind der Familie ist die Sonntagsentheiligung».
Protokolle gibt es seit den Vierzigerjahren. So steht in einem Protokoll von der Generalversammlung vom 8. März 1942, dass sämtliche vier Traktanden vom Hochwürdigen Herr Präses Pfarrer Julius Greber durchgeführt wurden. Die Vorstandsfrauen kamen nicht zu Wort.

Freiwilligenarbeit ist ein Geben und Nehmen
Bereits in den Kriegsjahren engagierte sich der Frauenverein sozial. Es wurden beispielsweise 300 Strangen Wolle gekauft und von der Kriegsvorsorge Hergiswil erhielt der Verein 70 Strangen Reinwolle und 20 Meter Hemdenstoff, um bei über 60 Familien die Weihnachtsfreude zu vergrössern. Schon früh wurden verschiedene Kurse für den Haushalt angeboten. 1942 fand ein Demonstrationskurs über «Wie tued mer Obst ond Gmües imache» statt und 1949 wurde ein Bügelkurs in sechs Lektionen angeboten.
Die Tätigkeiten des Frauenvereins haben sich im Verlaufe der Jahre immer wieder verändert und wurden der Zeit und den Bedürfnissen angepasst. Etwas jedoch hat sich nicht verändert: Das Engagement und der Einsatz für die Gemeinschaft. Heute - wie vor 100 Jahren - haben Frauen ihre Zeit und Energie kostenlos zur Verfügung gestellt, um andere Frauen zu fördern und zu unterstützen. Und diese Arbeit ist nicht nur ein Geben. «Man lernt dazu und hat vor allem durch diese Arbeit viele gute und wertvolle Begegnungen mit anderen Menschen», bilanzierten die vier Frauen.

Vier sympathische Grussworte
Den Reigen der Grussworte eröffnete die Geschäftsführerin des Schweizerischen Katholischen Frauenbunds (SKF), Karin Ottiger. Sie überbrachte den Gruss, die Gratulation und den Dank des Dachverbands. Sie ist überzeugt, dass die Gesellschaft und die Kirche das Frauen-Netzwerk mit 130'000 Mitgliedern weiterhin brauchen. Getreu dem aktuellen Slogan «make up» steht beim Frauenbund das Wohl aller Menschen und der Schöpfung im Zentrum.
Die Präsidentin des Kantonalvorstands, Daniela Merkel, überbrachte die Grüsse des SKF Luzern. Mit seinem sehr interessanten Jahresprogramm mache der Frauenverein Hergiswil die Welt von Hergiswil am Napf schöner, farbiger, vielseitiger, lebenswerter und glanzvoller. Dazu gratulierte sie und bedankte sich für das Engagement im Frauenverein und wünschte allen ein gutes Jubiläumsjahr.
Für Kirchenratspräsident Albin Greber sei es eine Ehre, dass er als Mann und Vertreter der Kirchgemeinde die Glückwünsche zum Jubiläum überbringen dürfe. Der Verein habe alle negativen Ereignisse in der Weltgeschichte schadlos überlebt. «Der Frauenverein Hergiswil ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte, ein wichtiger und bedeutender Teil unseres Dorflebens, die Heimat gibt, Gemeinschaft stiftet und uns alle stolz macht. Macht einfach weiter so!», gab er den Frauen mit auf den Weg.
Gemeindepräsident Urs Kiener gratulierte dem Frauenverein im Namen der ganzen Hergiswiler Bevölkerung zum 100-Jahr-Jubiläum. Er zollte dem Verein für sein gesellschaftliches und soziales Schaffen grossen Respekt, indem er den Strohhut zog, den er auf dem Kopf trug. Weil der Gemeinderat bei seinen Geburtstagsbesuchen bei alten Menschen immer auch ein Geschenk mitbringe, wurde von seinen Ratskolleginnen und -kollegen eine überdimensionierte, dreistöckige Geburtstagstorte (aus Sagex) auf die Bühne gefahren. Dabei blieb es aber nicht, denn die Gemeinde sponserte das Dessert.

Jahresrückblicke und Totenehrung
Nach dem feinen Nachtessen aus der Küche der Metzgerei Wiprächtiger AG, welches traditionsgemäss von der Atemschutzabteilung der Feuerwehr serviert wurde, wurden die geschäftlichen Traktanden abgehandelt. Die Präsidentin des Frauenvereins, Heidi Schneider, hielt anhand einer PowerPoint-Präsentation Rückschau auf das vergangene Vereinsjahr. Ebenfalls illustriert mit Fotos blickten Lydia Hodel und Kathrin Zürcher auf das gelungene 25-Jahr-Jubiläumsfest der Spielgruppe, welches am 15. September 2018 durchgeführt wurde, zurück. Diakon Hubert Schumacher sprach zu Ehren der drei im letzten Vereinsjahr verstorbenen Frauen ein Gebet.

Wechsel im Vorstand
Silvia Lötscher gehörte dem Vorstand während zwölf Jahren an. Die letzten acht Jahre managte sie sehr pflichtbewusst die Finanzen. An ihre Stelle wurde Manuela Mehr-Grüter von den 186 Stimmberechtigten einstimmig zur neuen Kassierin gewählt. Mit der Übernahme des Sekretariats der Spielgruppe wird Silvia Lötscher weiterhin für den Frauenverein im Einsatz stehen. Die bisherigen acht Vorstandsmitglieder und die beiden Revisorinnen wurden in globo mit einem Applaus wiedergewählt. Heidi Schneider wurde ebenfalls mit grossem Applaus für die kommenden zwei Jahre als Präsidentin wiedergewählt.
An der GV wurden fünf Frauen kurz vorgestellt und als neue Mitglieder in den Verein aufgenommen. Der FV Hergiswil zählt aktuell 340 Mitglieder und ist damit der grösste Verein im Dorf.
Das Schlusswort hielt der Präses und Diakon Hubert Schumacher. Er gratulierte den Frauen am Vorstandstisch zu ihrer kompetenten und ideenreichen Führung des Vereins. Durch eine gut abgestimmte Mischung von Veranstaltungen, Kursangeboten und regelmässigen Treffs gelingt es dem Vorstand in hohem Mass, Frauen von heute dort abzuholen, wo sie stehen. Mit den Worten «Ich danke euch ganz herzlich für die grosse und sehr wertvolle Arbeit in unserer Gemeinde und Pfarrei und wünsche euch und euren Familien für die kommenden Jahre Glück, Erfolg und Gottes Segen», schloss er seine Ausführungen.

Der Vorstand des Frauenvereins Hergiswil von links: Kathrin Zürcher, Ma¬nuela Mehr, Vreni Bucher, Ruth Rölli, Daniela Bättig, Melanie Isen-schmid, Heidi Schneider, Yvonne Fischer und Patricia Tribelhorn.

Bild Peter Helfenstein

Rote Rose zum Valentinstag
Während des Desserts wurde die traditionelle Mohrenkopftombola durchgeführt. Irgendwie hatten alle Loskäufer Glück, auch wenn nicht alle einen Preis gewannen, denn schliesslich konnten sie die Mohrenköpfe mit nach Hause nehmen. Beim Dessert-Wettbewerb wurden zwei Zusatzpreise verlost, welche von Elvira Wiprächtiger, Coiffeur Schnittig, gespendet wurden. Und beim Verlassen der Steinacherhalle erhielten alle Vereinsmitglieder und Gäste - passend zum Valentinstag - eine rote Rose, welche von Franz Kurmann gesponsert wurde.

Ausklang mit einem Apéro
Im Namen der Jury und der gesamten Bevölkerung dankte der Moderator und Gemeinderat Markus Kunz allen Einzelpersonen und Vereinsverantwortlichen für das tolle Engagement zu Gunsten der Allgemeinheit. Einen speziellen Dank richtete er an alle Personen, welche am Ehrungsanlass mitgewirkt haben. Und so wie dieser Anlass begann, so endete er, jedoch in umgekehrter Richtung. Zum Marsch «Menzberg» verliessen die sieben Fahnendelegationen und die Standartendelegation die Bühne. Mit einem von der Gemeinde offerierten Apéro liess die Festgemeinde den Abend ausklingen.