Das Dorf kleidete sich zum Fest ganz in Weiss

Am Sonntag, 3. April, wurde die neue Fahne und neue Instrumente feierlich geweiht. Zusammen mit dem 172. Geburtstag der Musikgesellschaft wurden diese Ereignisse gebührend gefeiert.

Peter Helfenstein

Bei leichtem Schneefall marschierte die Musikgesellschaft (MG) am Sonntagvormittag zum letzten Mal mit der 29-jährigen Fahne, welche von Fähnrich Paul Mehr getragen und von vier Ehrendamen flankiert wurde, musizierend durchs verschneite Dorf. Zwischen den spalierstehenden 16 Fahnendelegationen auf der Brücke zog sie in die Pfarrkirche ein.

Harmonie – nicht nur in der Musik
Dem Festgottesdienst standen der leitende Priester Kulandaisamy Fernando und Diakon Hubert Schumacher vor. Für die musikalische Umrahmung sorgte der jubilierende Verein gleich selber.
In seiner Festpredigt zog Hubert Schumacher eine Parallele des harmonischen Zusammenspiels einer Musikgesellschaft zu den harmonischen Beziehungen in der Familie, am Arbeitsplatz, in Schulklassen und im Freundeskreis. «Zeigen wir Flagge als Mitglieder der Musikgesellschaft Hergiswil, zeigen wir aber auch Flagge als Christen! Daran möge euch die Fahne immer wieder erinnern», ermahnte er die Anwesenden.

Die neue Fahne mit Applaus begrüsst
Dann folgte wohl der emotionalste Akt einer Fahnenweihe. Es galt, von der alten Fahne Abschied zu nehmen. Sie wurde langsam zusammengerollt und zur Seite gelegt. Ein bewegender Moment, denn diese Fahne hat den Verein während fast drei Jahrzehnten in Freud und Leid begleitet. Hierauf wurde die neue Fahne von der Fahnengotte Luzia Mehr und dem Fahnengötti Urs Kiener feierlich entrollt. Mit grossem Applaus hiessen die Anwesenden die neue Fahne willkommen.

Hierauf segnete und besprengte Diakon Hubert Schumacher die neue Fahne mit Weihwasser. Er segnete aber auch die neuen Instrumente und die Musikantinnen und Musikanten.
Weil der Entwerfer der Fahne, der einheimische Hermenegild Heuberger, aus privaten Gründen nicht anwesend sein konnte, verlas der Präsident des Organisationskomitees Hans Wiprächtiger die Erklärungen zur Fahne, welche Heuberger verfasste. Die Fahne ist in den Farben der Gemeinde Hergiswil Blau, Rot, Gold (Gelb) und Silber (Weiss) gehalten. Die drei Becher von stilisierten Blasinstrumenten bilden ein H, welches für Hergiswil steht.

Diakon Hubert Schumacher besprengt die neue Fahne mit Weihwasser.

Bild Peter Helfenstein

Ohne Spenden keine neue Fahne und Instrumente
Nach dem Apéro in der Turnhalle versammelten sich die Gäste um 12 Uhr in der Steinacherhalle zum Mittagessen. Wie bereits beim Apéro unterhielt die Blaskapelle Lublaska die Gäste beim Bankett mit böhmisch-mährischer Unterhaltungsmusik.
In seiner Begrüssungsansprache umschrieb OK-Präsident Hans Wiprächtiger die Bedeutung einer Fahne, welche nicht zuletzt auch schön sein müsse, so dass man stolz auf sie sein kann. Er gratulierte dem Entwerfer der Fahne, Hermenegild Heuberger. Wiprächtiger hielt fest, dass erfreulicherweise mehr als die Hälfte der Blasinstrumente durch neue ersetzt werden konnten. Die anderen Instrumente seien revidiert worden, so dass sie neuwertig sind. Der OK-Präsident dankte rundum, nicht zuletzt dem Fahnenpatenpaar und den unzähligen Spenderinnen und Spendern sowie den Sponsoren, ohne die keine neue Fahne und keine neuen Instrumente hätten beschafft werden können.

Originelle Vorstellung der neuen Instrumente
Matthias Kunz, der souverän durch das Programm führte, kündete das Stück «Joy, Pace and Happiness», auf Deutsch «Freude, Frieden und Glück», an. Hierauf stellte die MG die neuen und revidierten Instrumente auf unterhaltsame Art vor - vom Bass bis zum Kornett vor.
Grosses Kino boten die Brüder Marcel und Christian Mehr sowie Ueli Riedweg auf den nigelnagelneuen Perkussionsinstrumenten, welche einen Wert von rund 40‘000 Franken haben. Für einmal standen diese Instrumente nicht versteckt im Hintergrund, sondern durften ganz vorne auf der Bühne stehen. Die drei Perkussionisten boten eine eindrückliche Demonstration ihres Könnens, gaben alles und boten feinste Schlagzeugmusik. Da staunte das Publikum ob so viel Virtuosität der Schlagzeuger. Ein lange anhaltender Applaus war der wohlverdiente Lohn.

Perkussionist Ueli Riedweg lässt die Pauken erklingen. Rechts hinten steht der Gong.

Bild Peter Helfenstein

Der Reigen von Ansprachen
Urs Kiener ist seit 45 Jahren ein unglaublich treuer und begeisterter Musikant. In seiner Ansprache als Gemeindepräsident und Fahnengötti dankte er dem Organisationskomitee und dem Fahnenentwerfer Hermenegild Heuberger für ihre grosse Arbeit. Es sei für Luzia Mehr und ihn eine grosse Ehre, Fahnengotte und Fahnengötti bei der neuen Vereinsfahne sein zu dürfen. Kiener blickte auf grosse Ereignisse - wie den Bau der Steinacherhalle oder die Luzerner Kantonal-Musiktage in den Jahren 1977 und 1998 in Hergiswil - zurück.
Der Vertreter des Luzerner Kantonal-Blasmusikverbands (LKBV) Markus Bossert überbrachte die Glückwünsche und Gratulation der Verbandsleitung. Der LKBV habe mit der Musikgesellschaft Hergiswil eine sehr verlässliche und hervorragend organisierte Verbandssektion. Kurz: Die MG Hergiswil muss man nicht lernen! Am Musiktag 2019 in Altishofen hat die MG Hergiswil in ihrer Kategorie in der Parademusik den 1. Rang belegt und kurzum alle anderen Teilnehmer hinter sich gelassen!
Der Präsident der Feldmusik Luthern, Victor Kopp, überbrachte stellvertretend für alle anwesenden Vereinsdelegationen die Glückswünsche. Er erinnerte an die lange historische Geschichte und Bedeutung einer Fahne. Kopp gratulierte zur neuen Fahne und wünschte dem langjährigen Patenverein in den nächsten Jahren viele musikalische Erfolge. Er kam natürlich nicht mit leeren Händen. Weil das Zwischenmenschliche in den letzten zwei Jahren zu kurz kam, liess er eine Karette auf Bühne fahren, mit dessen Inhalt die MG ein Ostereiertütschen samt Bier mit und ohne Alkohol veranstalten könne.

Präsidiale Schlussworte
Der Präsident der Musikgesellschaft Hergiswil Stephan Bucher hielt das Schlusswort. Er verriet, dass der 45-köpfige Verein ein Durchschnittsalter von unter 30 Jahren hat und sich im Jahr circa 85-mal für Proben, Konzert und kulturelle Anlässe trifft. Er dankte im Besonderen dem Patenpaar und der Hergiswiler Bevölkerung für die grosszügige finanzielle Unterstützung. Einen speziellen Dank richtete er an OK-Präsidenten Hans Wiprächtiger, der alles perfekt koordiniert habe.

Mit zwei Märschen wurde der offizielle Teil geschlossen. Die Fähnrichin und Fähnriche liessen dabei ihre Fahnen zur Musik noch einmal so richtig wehen und begaben sich zum Fahnengruss auf die Bühne. Nach dem offiziellen Schluss um circa 15.30 Uhr klang der denkwürdige Tag bei fröhlichem Beisammensein aus.